Dr. Günter Baumann

Stahl in Anmut
zum Werk HATE Hirlingers

 

 

 

Sich die Welt zu ordnen, ist eine Wesensart konstruktivistischer Kunst – und setzt oft voraus, dass diese Welt in Unordnung ist oder so empfunden wird. Als die gleichnamige Stilrichtung vor rund 100 Jahren in Russland aufkam, gärte es tatsächlich in der Gesellschaft, nicht minder in Resteuropa: Der Stil selbst machte hier Schule, ging in “De Stijl” auf. Vor 50 Jahren nahmen sich Künstler im Westen dieses Stils an und nannten ihn folgerichtig “konkret”. Der Krieg lag zurück, aber die Unsicherheiten blieben. Die beiden Kunstrichtungen verschmolzen in den folgenden Jahrzehnten zu einer abstrakten Bewegung, die sich bis in die Gegenwart fortsetzt und unter den Künstlern immer wieder neue Blüten trieb. Die Frage ist wohl nicht mehr, ob die Welt drohe, im Chaos zu versinken, sie heißt eher: War sie je wirklich in Ordnung? Wie auch immer: Die neue konstruktivistische Kunst gedeiht so gut wie die figurative.

   

 

 

 

 

 

Einer der jüngeren Protagonisten, gemessen am Datum seiner Arbeiten, ist HATE Hirlinger – dabei gehört der 1941 geborene Künstler zu einer Generation, die mit der Ästhetik der konkreten Kunst zur Gestaltung gekommen ist. Hirlinger ist studierter Kommunikationswissenschaftler, Typograf und Grafikdesigner, geprägt durch die legendäre Hochschule für Gestaltung in Ulm. Hier zeichnet sich bereits eines ab: Der ehemalige Werbefachmann ist ein Schönheitsenthusiast, der sich einer gegenstandsfreien Kunst verschrieben hat. Noch vor der Beendigung seiner eigentlichen Berufstätigkeit eignete sich Hirlinger Kenntnisse in den Schweißtechniken und der Metallverarbeitung an, darüber hinaus beschäftigte er sich mit Metallbearbeitung und -veredelung. Damit war auch der weitere Weg vorbestimmt.

 

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